Josef AmbacherDer Präsident des Deutschen Schützenbundes (DSB), Josef Ambacher, ist am 08. September 2012 im Alter von 71 Jahren verstorben.
Der Deutsche Schützenbund verliert mit ihm eine Persönlichkeit, die Herausragendes für das deutsche Schützenwesen geleistet hat und dessen Name immer untrennbar mit dem viertgrößten deutschen Spitzensportverband und dem Schießsport verbunden bleiben wird.

Bereits ein Vierteljahrhundert war Josef Ambacher in den verschiedensten Gremien für den Schießsport und das Schützenwesen aktiv, bevor er am 20. April 1994 anlässlich des 43. Deutschen Schützentages in Frankfurt am Main zum Präsidenten des Deutschen Schützenbundes gewählt wurde.

In seiner über 18-jährigen Amtszeit an der Spitze des Verbandes war er verantwortlich für viele erfolgreiche und zukunftsweisende Entwicklungen. Besonderes Augenmerk widmete der bis dato dienstälteste Präsident eines deutschen Spitzensportverbandes der Förderung der Jugend sowie des Spitzen- und Breitensports im Verband. Daneben gelang es ihm, den Deutschen Schützenbund organisatorisch und strukturell zu einer modernen, zeitgemäßen und effizienten Organisation zu machen. Unter seiner Führung wurde ein weitreichendes Qualitätsmanagementsystem umgesetzt und der Verband finanziell auf eine zukunftsfähige Basis gestellt.

Gerade die leistungssportliche Entwicklung und im internationalen Maßstab konkurrenzfähige Trainingsbedingungen hatte Josef Ambacher zeitlebens im Blick. Im Mittelpunkt stand für ihn neben den Bundesstützpunkten daher ein modernes, zeitgemäß ausgestattetes Bundesleistungszentrum (BLZ), dessen für 2013 terminierte Sanierung er bis zuletzt mit großem Nachdruck verfolgt hatte. So konnte vor wenigen Jahren als erster Schritt die Modernisierung des Wurfscheibenstandes „Rheinblick“ – ein essentieller Teil des BLZ – bereits erfolgreich abgeschlossen werden.

Mit Herz und Sachverstand setzte er sich pointiert, deutlich und bisweilen mit bajuwarisch-spitzer Zunge für die Belange der 1,4 Millionen Sport- und Bogenschützen und aller ihrer Disziplinen in der Bundesrepublik ein und war in diesem Zusammenhang ein allseits geschätzter Gesprächspartner. Die Integration behinderter Sportlerinnen und Sportler war ihm darüber hinaus ebenso ein Anliegen wie die stetige Fortentwicklung des sportlichen Programms des Deutschen Schützenbundes. Unter Josef Ambacher öffnete der Deutsche Schützenbund als erster Sportverband des Landes sein Reglement so weitreichend, dass inzwischen behinderte wie nichtbehinderte Athleten gleichberechtigt und gemeinsam in der Bundesliga an den Start gehen können.

Dabei hatte Josef Ambacher maßgeblichen persönlichen Anteil an der erfolgreichen Organisation und Durchführung zahlreicher internationaler Sportgroßveranstaltungen in Deutschland, darunter die Bogen-Weltmeisterschaft in Leipzig 2007, die IBU-Sommerbiathlon-WM in Oberhof 2009 sowie die 50. ISSF-Weltmeisterschaft im Sportschießen vor zwei Jahren auf der Olympiaschießanlage Hochbrück vor den Toren Münchens, die alle aus sportorganisatorischer und medialer Sicht neue Bestmarken setzten.

Josef Ambacher brachte sich in den zurückliegenden Jahren weit über den Deutschen Schützenbund hinaus in Gremien des nationalen wie des internationalen Sports ein und war dort ein geschätzter Experte. So war er nicht nur über mehrere Jahre hinweg als Schatzmeister Mitglied des Präsidiums des damaligen Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland, sondern auch Mitglied im Exekutivkomitee des Internationalen Schießsportverbandes ISSF.

Daneben geht die Stiftung Deutscher Schützenbund, die viele Projekte im Breitensport und im Traditionswesen unterstützt und hierfür im Jahr 2009 als „Stiftung des Monats“ des Landes Hessen ausgezeichnet wurde, allein auf sein Wirken zurück. Auch das Deutsche Schützenmuseum auf Schloss Callenberg bei Coburg, heute ein für das deutsche Schützenwesen und seine facettenreiche Geschichte unschätzbares Juwel, ist seiner beherzten Initiative zu verdanken.

Unter seine Ägide fiel schließlich auch das 150-jährige Verbandsjubiläum 2011, das an fünf verschiedenen Orten, die historisch auf das Engste mit dem Verband in Beziehung stehen, gefeiert wurde. Programmatisch unterstrich er beim zentralen Festakt an der Gründungsstätte in Gotha: „Schützinnen und Schützen sind ernsthafte Botschafter für Zusammenhalt und Fairness, für soziales Engagement und sportlichen wie kulturellen Einsatz. Wenn wir diese Überzeugungen lebendig halten, wird dem traditionsreichen Schützenwesen in Deutschland auch weiterhin eine gute Zukunft vergönnt sein.“

Der 1940 in München geborene Bankdirektor war Vater einer erwachsenen Tochter und lebte in Starnberg. 1954 trat er dort der Schützengesellschaft „D‘ Oberlandler“ bei. Von 1981 bis 1993 war er 1. Gauschützenmeister im Schützengau Starnberg. 1978 wurde Ambacher – als 38-jähriger – Vertreter der bayerischen Schützen im Deutschen Schützenbund und Mitglied des Gesamtvorstandes. Von 1987 bis 2008 war Josef Ambacher 1. Landesschützenmeister des Bayerischen Sportschützenbundes. Im Anschluss machte ihn sein Heimat-Landesverband zum Ehren-Landesschützenmeister.

Seine vielfältigen Verdienste um den Sport und das gesellschaftliche Engagement der Schützenvereine in Deutschland wurden mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sowie des Bayerischen Verdienstordens gewürdigt. Darüber hinaus wurde er mit der Bürgermedaille in Gold der Stadt Wiesbaden sowie seiner Heimatgemeinde Starnberg, der Bürgermedaille der Stadt Coburg und mit der Ehrenmitgliedschaft im Internationalen Schießsportverband ISSF ausgezeichnet. Neben weiteren Ehrungen der bayerischen und der deutschen Schützen besaß er auch Ehrenzeichen in Gold des Südtiroler und des Österreichischen Schützenbundes sowie die Ehrenmitgliedschaft des Königlich-Niederländischen Schießsportverbandes. Zuletzt wurde Josef Ambacher der Hausorden des Herzoglichen Hauses Sachsen-Coburg und Gotha verliehen.

Der Deutsche Schützenbund wird Josef Ambacher stets ein ehrendes Andenken bewahren.